Grußwort des Pfarrers

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Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf. (Apg. 10,28)

Liebe Gemeinde, liebe Leser,

es gibt immer wieder Erfahrungen im Leben, die dazu führen, dass wir unsere Sicht auf das Leben oder andere Menschen ändern. So ging es auch dem Apostel Petrus, der in einer Vision Erstaunliches sehen kann: „Petrus geriet in Verzückung und sah den Himmel aufgetan und etwas wie ein großes leinenes Tuch herabkommen, an vier Zipfeln niedergelassen auf die Erde. Darin waren allerlei vierfüßige und kriechende Tiere der Erde und Vögel des Himmels. Und es geschah eine Stimme zu ihm: Steh auf, Petrus, schlachte und iss! Petrus aber sprach: O nein, Herr; denn ich habe noch nie etwas Verbotenes oder Unreines gegessen. Und die Stimme sprach zum zweiten Mal zu ihm: Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten. Und das geschah dreimal; und alsbald wurde das Tuch wieder aufgenommen gen Himmel.“ (Apg. 10, 10-16) Petrus hatte bisher mit gutem Gewissen und ohne Zweifel seine jüdischen Speisevorschriften gehalten und genauso auch den engsten Kontakt mit Ungläubigen, d.h. nicht Juden vermieden. Ebenso wie es üblich war und alle frommen Juden taten. Doch für Gott gibt es keine Menschen zweiter Klasse! Petrus muss gerade als Erster unter den Brüdern und Apostel lernen, dass Gottes Sicht eine andere ist als die der Menschen – oft gerade auch die der Frommen! Der Hauptmann Kornelius steht in unserem Kapitel der Apostelgeschichte exemplarisch für diese Neubewertung von „Nichtjuden“ für die blutjunge Kirche der apostolischen Zeit. Petrus muss durch „Verzückung“ und Vision lernen, mehr mit den Augen Gottes auf seine Mitmenschen zu schauen. Eben nicht auf ihre äußere Herkunft, sondern auf ihre innere Haltung. Von Kornelius heißt es, er war „fromm und gottesfürchtig“.

Wenn wir bedenken, dass alle Menschen als Ebenbilder Gottes geschaffen und gewollt sind, dann verbietet sich auch „christliche Überheblichkeit.“

Wir sind – wie alle anderen Menschen auch – auf die Güte und Barmherzigkeit Gottes angewiesen, die uns in Jesus Christus erschienen ist und der Mensch wurde, wie wir Menschen sind. Aber, eben auch immer die anderen!

Christi Wirken – sein Leiden, Sterben und Auferstehen gilt den Menschen aller Welt und aller Zeiten. Ihnen diese frohe Botschaft zu sagen, das ist unsere Aufgabe – das ist Mission. Eben nicht von oben herab, sondern wissend darum, dass kein Mensch unheilig oder unrein ist!

Alle sind es wert, dass Christus in diese Welt kam uns zu befreien – eben auch aus Vorurteilen und selbstgerechter Sicht auf andere.

Ihr/euer Pfarrer Frank-Christian Schmitt